Wilhelm Hirte
Der Hotelier
Am 01. September 1902 wurde Wilhelm Hirte in Bremerhaven an der Weser geboren, wuchs aber dann in Hamburg-Altona auf, wo seine Eltern das Café Hirte betrieben. Nach seinem Abitur und Studium der Betriebswirtschaftslehre in Hamburg und Köln war sein Berufsziel schon früh die Übernahme von Manageraufgaben in der Hotelbranche. Ab 1926 begannen seine beruflichen Wanderjahre, hauptsächlich in der Hotelwirtschaft und im Handel. Sein beruflicher Werdegang führte ihn in fast ein Dutzend Länder in Europa, Afrika, USA, Südamerika und Kanada, wobei ihm seine Kenntnisse von fünf Sprachen zugute kamen. Einige Monate arbeitete er als Sekretär bei dem Ölmagnaten Paul Getty, der ihn als tüchtigen Kaufmann weiter nach London empfahl, wodurch Wilhelm Hirte schließlich sogar die Bewirtschaftung einer Kakaofarm in Westafrika übertragen wurde.
1932 wagte Wilhelm Hirte den Sprung in die Selbstständigkeit. Er übernahm die Kurhäuser Swinemünde und Kolberg in Pommern sowie die Hotels „Baltenhof“ in Kolberg und „Nordpol“ in Aalbeck. In den dreißiger Jahren umfasste das Kurhaus Kolberg 3.400 Plätze und das Kurhaus Swinemünde 3.000 Plätze. Zum Kurhaus in Kolberg gehörten unter anderem eine Seebrücke und ein Tattersall mit 45 Reitpferden.
Im zweiten Weltkrieg verlor Wilhelm Hirte alles, was er geschaffen hatte. Bei Kriegsende nach dem Einmarsch der Russen flüchtete er mit kleinem Gepäck, einem Fahrrad und einem Faltboot und überwand die schier unpassierbaren Straßen und gesprengten Brücken. Er gelangte über Göttingen im Herbst 1945 nach Hannover und baute dort eine Gastronomie- und Hotelgruppe auf. Bereits Ende 1945 mietete er die Georgstuben im ausgebombten GeorgsPalast, die später zu dem berühmten „Haus der 1000 Schnäpse“ umgestaltet wurden. Anfang 1946 mietete er das Strandhotel „Köhler“ auf Borkum, wo er die erste Nachkriegs-Spielbank eröffnete. Ab 1950 verfügte Wilhelm Hirte über acht gastronomische Betriebe in Hannover und drei Betriebe in Bad Harzburg. In Hannover gehörten ihm das GOP-Varieté, die Bar „Gondel“, die Opern-Konditorei, das Hotel Patria, die Maschsee-Gaststätten, das Café „Theater am Aegi“ und das Brauer-Gilde Haus am Aegi. 1953 erwarb er das Gebäude GeorgsPalast. In den fünfziger Jahren steigerte er die Mitarbeiterzahl aller Betriebe auf insgesamt 1.450. In seiner aktiven Zeit als Hotelier begegnete Wilhelm Hirte vielen Wirtschaftlern, Politikern und Künstlern im In- und Ausland, mit denen er zum Teil auch freundschaftlich verbunden war. Adenauer und Erhard waren seine Gäste ebenso wie Krupp, Berthold Beitz und Wernher von Braun, mit dem ihn eine langjährige Freundschaft verband. So hatte Wilhelm Hirte durch Wernher von Braun das unvergessliche Erlebnis, den Abschuss der ersten Weltraumrakete in Cap Canaveral aus nächster Nähe zu erleben. Auch J. F. Kennedy und Jacqueline Kennedy Onassis, Senator Humphrey, Prof. Heuss, die Ministerpräsidenten Kopf, Hellwege und Kubel bis hin zu Zarah Leander und Josephine Baker gehörten zu seinem Bekanntenkreis.
Wegen einer sich abzeichnenden Kostenexplosion in der Hotel- und Gaststättenbranche trennte sich Wilhelm Hirte Ende der sechziger Jahre von seinen gewerblichen Hotel- und Gaststättenbeteiligungen und investierte seine Finanzmittel in nationale und internationale Immobilien, die er von seinem Büro im obersten Stockwerk des GeorgsPalastes aus verwaltete.
Für den Hotelmanager Wilhelm Hirte, der in seiner Jugend und später im Alter auch ein bekannter Segler war, hatten die Unternehmensführung und das Segeln viel gemeinsam. Für ihn war beides Denksport, nur eben in unterschiedlichen Bereichen. Beide Aufgaben benötigen einen kühlen Kopf, um zum angemessenen Zeitpunkt die richtigen Entscheidungen zu treffen.